Weekend – Musik für die die nicht so gerne denken (Review)

16 Sep 2015     gatman     Kommentare

Mit seinem nun dritten Chimperator-Release, welches weder Album noch Mixtape sein soll (Chimperator führt es trotzdem als Mixtape), versucht Weekend vieles ein bisschen anders zu machen. So fiel die Promophase ungewöhnlich kurz aus, das Release-Datum wurde nur wenige Stunden vorher bekannt gegeben und auch inhaltlich traut sich Weekend neue Wege zu gehen.

Anders als auf den beiden letzten Alben, in den vornehmlich mit Geschichten aus dem Alltag Weekends das Bild eines sympathischen, aber auch etwas kantenlosen Endzwanzigers gezeichnet wurde, befasst sich „Musik für die die nicht so gerne denken“ mit zwei neuen Facetten des Gelsenkircheners.

Einerseits, ganz Getreu dem Titel, rappt Weekend immer unbeschwert und oft sinnbefreit, nur um immer weitere absurde Bilder im Kopf des Hörers zu pflanzen. So werden die allgegenwärtigen Allmachtsfantasien der Rapperkollegen in „Der Auswählte“ mit so großartigen Vergleichen wie „Ich bin der Einäugige unter den Blinden im 3D-Kino“ auf die Schippe genommen oder die finanzielle Armut eben jener mit „Selber schuld, warum bist du nicht ich?“ in „Das Lied wo ich reich bin“ belächelt. In „Rock’n’Roll“ parodiert der Chimperator zusammen mit emkay und Dobbo Rapper der Generation Casper und auf „Wunschkonzert“ gewährt Djin, in der Rolle des Dschinnis, Weekends Wunsch nach dem Ende der Karriere von Brillenbruder Laas Unltd.  Der inhaltliche Schwachsinn des Titeltracks wird bezeichnenderweise noch mit einem unfassbar nervtötendem Beat untermalt. So mag das durchaus beabsichtigt sein, der Song bleibt dadurch aber leider trotzdem unhörbar.

Andererseits, und hier wird es wirklich interessant, thematisiert Christoph Wiegand seinen eigenen Standpunkt zu Themen innerhalb und außerhalb des Rapkosmos‘. So nehmen auf „28, 29“ Weekend und Edgar Wasser konträre Rollen im Umgang mit Political Correctness ein und auf „Benachteiligt“ wird die Benutzung des Begriffes „behindert“ spezieller thematisiert. Auch Xavier Naidoos Verschwörungstheorien geht es zusammen mit Pimf noch kurzer Hand an den Kragen. In „Der Neue“ wird eine Schulklasse als Metapher für die Deutschrapszene herangezogen und die Geschichte des ersten Schultages aus der Sicht des neuen Schülers Friedrich erzählt. So gut hier das Gleichnis funktioniert, im Track „All You Can Eat“ schafft Weekend es leider nicht das Potential der benutzten Vergleiche auszuspielen.

Bei der musikalischen Untermalung bleibt aber vieles beim Alten. Oft wird man zum Kopfnicken gezwungen, aber manchmal klingen die Instrumentals dann doch zu sehr nach Plastik und Karneval. Am Ende bleibt ein stimmiges Release, welches die Kunstfigur Weekend durch interessante, neue Blickwinkel erweitern kann, die auch bisherige Skeptiker zum Reinhören animieren sollten, sofern sie über ein paar kleinere Ausfälle hinwegsehen können.

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