Da ist es also, das erste Vollzeit-Release vom rappenden Superhelden. Bekannt dafür, das mit der Arbeitsmoral eher lockerer zu sehen, befürchtete man schon, Lance Butters könnte den eigenen Erfolg verschlafen. Doch das Gegenteil ist eingetreten: BLAOW stieg auf Chartposition #2 ein. So weit, so bekannt – doch wie steht’s denn nun qualitativ um das Debütalbum?
Wie schon direkt in den ersten Videoauskopplungen zu sehen war, ist Lance wieder zu seiner Maske aus Anfangszeiten zurückgekehrt und betont so auch optisch die inhaltliche Abgrenzung zur Futureshit-EP. Es geht wieder um die wichtigen Dinge im Leben: Grünes Kraut, Hass auf Whack-MCs, Groupie-Bitches und Bitches im Allgemeinen. Das Zelebrieren der eigenen Dekadenz findet diesmal keinen Platz.
Dafür wird wieder in alle Richtung verbal geschossen. Das Feindbild ist schnell ausgemacht: Rapper mit eigenen Modelabels, ausufernde Promophasen, pseudotiefgründiger Phrasenrap, Silbenzählerei, usw. usf. Schnell fällt auf: die Sympathie, die Lance seinen Kollegen entgegen bringen kann, hält sich stark in Grenzen. Style und Delivery stehen im Fokus und dementsprechend bleibt sich Lance selbst treu. Seine typische Silbenbetonung trifft auf die ausgeweitete Nutzung von Adlibs. Musikalisch kümmert sich auch hier wieder Hausproduzent Bennett On um das richtige Feeling. Da treffen knarzende Basslines (im wahrsten Sinne des Wortes) auf staubige Drums und vermischen sich zu einer modernen Interpretation des Boombap-Sounds, ohne dabei zu überladen oder verkopft zu klingen.
Genauso kompromisslos wird auch Line nach Line vorgetragen und genau da liegt die Stärke von Lance. Ohne Anbiederungsversuche wird sich einfach mal ausgekotzt über alles und jeden. Inhaltlich bleibt damit wenig Platz für Überraschungen, einzig mit Es zieht / Ich zieh findet sich ein unerwartet selbstkritischer Einblick in das zelebrierte Stoner-Dasein. Ansonsten geht es in erster Linie um Kopfnickerei und das Kultivieren der eigenen Ignoranz. So macht es durchaus Sinn, dass mit 13 Tracks hier ein für Deutschrap verhältnismäßig kurzes Album vorliegt. Der Vorwurf, der Einfallslosigkeit ist sicher nicht ganz unberechtigt, andererseits macht der Ulmer halt einfach das, was ihm am besten zur Maske steht. So bleibt nach rund 40 Minuten eine kurzweilige LP, auf der Lance seinen musikalischen Standpunkt noch mal klar untermauert und keine Zeit mit aufgesetzter Tiefsinnigkeit oder „richtiger Musik“ verschwendet.