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Deine offenen Fragen beantwort' ich dir mit 'ner rostigen Gabel.
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Was nun wieder zur Eingangsfrage führt (glücklicher Mensch: ja/nein). Und der vielleicht gar nicht so gewagten These: Nein, nicht glücklich. Gzuz erscheint auf seinem neuen Album - in diesem ekelhaft kapitalistischen Sinne - eher wie ein Mangelwesen. Einer, der ein Zuwenig an quasi allem an sich festgestellt hat: an Geld, Erfolg, Frauen, Zuspruch, Unterstützung, Lob oder Liebe ("Hab' es mit Liebe probiert, aber da war ich noch klein / Denn niemand erwiderte sie, deshalb ließ ich es sein - egal ich bin reich!"). Und das jetzt mit einem manischen Zuviel an quasi allem kompensiert. Ohne dabei Glück zu finden oder auch nur Erfüllung.
Im Gegenteil: Der Erfolg verwandelt seinen Apologeten in ein dauerhungriges Wesen: "Eine Mio auf dem Konto - ich will zehn / Gib mir, gib mir, gib mir, gib mir mehr von dem!" Raubtierkapitalismus-Prototyp. Ein zermürbender Kreislauf aus Gier, Maßlosigkeit und anschließendem Kater übersetzt in Musik. Die Beat-Schleier hängen entsprechend tief und dicht auf dem Album. Die Synthies plätschern wie dicke Regentropfen, die Schlieren auf den Scheiben ziehen, aus ihnen heraus. Und in all diesem Grau schwimmt Gzuz wie ein prähistorisches Raubtierfossil (Hausnummer: Megalodon) und fletscht und grient und keift und bellt und spuckt seine Machtphantasien hervor. Und wirkt dabei zwar sehr groß - vor allem aber: sehr verloren.
Was nun den vielleicht sinnvollsten Zugang zu diesem Künstler bietet - sei es für besorgte Eltern oder verschreckte Autoritäten: Gzuz' Narrativ vom Aufstieg und vom Bruch mit Konventionen und Regeln ist eines des Scheiterns. Er sucht ein Glück, das er nicht findet. Und er unterwirft sich am Ende als Idealtypus genau jenen Regeln, die ihn zuvor eingeengt und unterdrückt haben. Nein, Gzuz ist kein Rebell - er ist ein strammer, streng marktkonformer Kapitalismusjünger, der jetzt eben von oben herunter spuckt. Was für ein Drama, diese Geschichte.
Vor 10 Jahren war 2009 und da hatten Sören und Saskia schon das zweite oder dritte iPhone.Zu diesem Zeitpunkt schicken sich womöglich gerade ein paar Jugendliche auf dem Schulhof seine Musik via Bluetooth auf ihre Sony-Ericsson-Handys.