Ben Salomo - Es gibt nur einen (04.11.2016)

    • Dem "Spiegel" ist ja diese Woche brandheiß aufgefallen, dass es für Juden in Deutschland aktuell gar nicht mal so nicenstein ist, und hat unter anderem einen längeren Artikel mit dem Titel "Muslimische Migranten: Warum Juden in Deutschland wieder Angst haben" veröffentlicht.

      Darin kommt auch Ben Salomo aka Jonathan Kalmanovich zu Wort. Unter anderem gibt er Deutschrap eine Mitschuld am Antisemitismus unter muslimischen Migranten:

      Der Spiegel schrieb:

      Selbst erfolgreiche Rapper würden in ihren Texten auf antisemitische Stereotypen zurückgreifen, da reiche ja schon ein Schlagwort wie "Rothschild". "So werden die jugendlichen Fans von klein auf manipuliert und stehen dem Judentum und Israel nicht mehr neutral gegenüber", glaubt Kalmanovich. "Da wundert es mich nicht, wenn irgendwelche Jugendlichen zehn Jahre später am Brandenburger Tor jüdische Symbole verbrennen."

      Fun Fact: Ben Salomo ist 40.
    • Wenn Ben Salomo, Shahak Shapira und Oliver Polak sich erstmal zusammentun und gemeinsam mit ihrem Jiddel-Voodoo den Golem heraufbeschwören, können sich antisemitische Deutschrapper erstmal warm anziehen.
      Deine offenen Fragen beantwort' ich dir mit 'ner rostigen Gabel.
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    • Ben Salomo über Antisemitismus im Deutschrap und weshalb er sich aus der Szene zurückgezogen hat: watson.ch/leben/interview/9890…l-fuer-meine-leidenschaft

      Ben Salomo schrieb:

      ...«Rap am Mittwoch» nahm an Fahrt auf. Gleichzeitig spürte ich aber sehr unangenehme Entwicklungen in meinem Umfeld und der Hip-Hop-Szene im Allgemeinen. Diese ganze Generation von Jugendlichen, die mich schon früher in der Schule mit ihrem Judenhass konfrontiert hatte, entdeckte Rap als Ausdrucksform und fasste Fuss in der Szene. So sickerten antisemitische Gedanken ab etwa 2003 langsam in den Rap ein.

      Plötzlich tauchten die ersten antisemitischen oder verschwörungstheoretischen Zeilen auf – und es wurde immer grösser. 2006 hatte ich einen Auftritt in Berlin-Kreuzberg an der Demo zum Ersten Mai. Direkt nach meinem Auftritt trat Deso Dogg, Berliner Gangster-Rapper, der sich zum radikalen Islam bekannte und nach Syrien zum «IS» in den Djihad zog, auf die Bühne und packte eine Hisbollah-Fahne aus seinem Rucksack. Als die über 2000 Menschen vor der Bühne das sahen, brachen sie in einen frenetischen Jubel aus. Das war echt beängstigend und liess mich zum ersten Mal an der Integrität dieser Hip-Hop-Szene zweifeln.

      Ich spürte, dass die Stimmung langsam, aber sicher kippte – von einem offenen, toleranten Mindstate hin zu einer wutgeladenen und für Juden feindseligen Atmosphäre. All das, was ich in meiner Jugend erlebt hatte, wurde in der Rap-Szene immer präsenter. Die Fans haben diese Statements und Texte mit immer offeneren Armen empfangen – oder ignorierten sie einfach.

      Als ich mit «Rap am Mittwoch» zurückkam, hatte ich eigentlich die Hoffnung, dass ich die Stimmung irgendwie beeinflussen könnte, dass ich durch meine Identität als Migrantenkind in Deutschland und durch meine freundliche, offene Art Vorurteile abbauen könnte. Das gelang mir nicht lange, schon sehr bald wurde «Rap am Mittwoch» als Juden- und Zionistenveranstaltung beschimpft, Leute machten Stress an der Kasse, manche Menschen mieden den Event aus Prinzip.

      Aufgrund meiner jüdischen Identität wurde ich als Ausbeuter beschimpft und mit dem Vorwurf konfrontiert, dass ich mich durch die Veranstaltung nur bereichern wolle – obwohl ich lange keinen Cent verdient habe und diese Cypher nur aus Liebe und Leidenschaft veranstaltet habe. Viele Menschen erfanden einfach mal mehrere Nullen dazu, wenn sie über meinen Umsatz sprachen. Hinter den Kulissen und innerhalb der Battle-Szene wurde ich immer wieder wegen meiner Religionszugehörigkeit angegriffen – oft von Leuten, denen ich immer mit Respekt begegnet bin.